Venediger - die sagenhaften Schatzsucher im Harz.

Was sind Venediger oder auch Walen?

Venedigerspuren :

Auch im Bereich der "Steilen Wand", in dem sich letztendlich der Nabetaler- sowie der Blochschleifegraben befinden, haben diese sagenhaften Schatzsucher ihre Spuren hinterlassen.
Auf der Suche edlen Steinen und Erzverbindungen, mit denen man im fernen Italien beispielsweise das berühmte Murano-Glas färben oder entfärben konnte um weißes Glas herzustellen, sind diese Menschen auch in die damals abgelegenen Hochlagen des Harzes gekommen. Im Bereich der steilen Wand finden wir eine Spur im Nabetal, eine andere Spur war zumindest bis 1925 nachzuweisen, heute ist diese verschollen.

Steile Wand:
Gerhard Laub beschreibt die Situation 1969 wie folgt:
>> In seinem unveröffentlichten Aufsatz mit dem Titel "Auf den Spuren der Venediger im Harz" (ca. 1925) berichtet K.B. Fischer: " Bei der Durchforschung des Nabentales fand ich am Magdeburger Wege von Torfhaus nach Altenau unterhalb der Steilen Wand einen Granitblock mit der eingehauenen Umrisszeichnung eines menschlichen Kopfes, der viel Ähnlichkeit mit dem im Schuppentale besitzt, jedoch stärker verwittert ist
Außerhalb der Zeichnung in Höhe des Kinnes ist ferner ein Zeichen eingeschlagen, das dem astronomischen Zeichen für Jupiter nicht unähnlich ist. Dieses Zeichen ist aber gleichzeitig in der Mineralogie das Zeichen für Zinn, das wiederum für die Venediger sprechen würde, die im Volksmund auch Zinnsucher genannt wurden"
Da Fischer nicht nur ein sehr kritischer Forscher, sondern zugleich auch ein Kunstmaler war, dürfte die von ihm geschaffenen Federzeichnung des Mönchsteins von der steilen Wand nebst Lageskizze (Maßstab 1:10000) an dieser Stelle für etwaige Nachsuche von Interesse sein
Der Verfasser (Gerhard Laub, eingf.) im Jahr 1963 sehr intensiv nach diesem Mönchsstein gesucht, dabei aber keinen eindeutigen Erfolg erzielt. Nach FISCHERs Lageplan muss der Stein an der Stelle liegen an welcher der Magdeburger Weg unter der Steilen Wand am weitesten nach Süden ausbiegt(Distrikt 260) und zwar im Bereich der Signatur G p der Geol. Karte Bl. St. Andreasberg (drusiger Randzonengranit) in unmittelbarer Nähe des angrenzenden Bruchberg-Acker-Quarzites. Allerdings verläuft dort wo der Stein exakt stehen müsste, eine schwach ausgeprägt Steinschlagrinne, durch die hin und wieder größere Granitblöcke abrollen; sie könnten den fraglichen Stein in Mitleidenschaft gezogen haben. Diese Stelle liegt wenig östlich vom "Gustav-Krone-Blick", einem beschildertem Granitfelswinkel am Magdeburger Weg mit altertümlicher, klotziger Steinbank und der Aufschrift "Geheimrat Schneider Bank".
Etwa 100m östlich dieser Bank zieht ein Wasserriss in SW-Richtung den nach oben allmählich flacher werdenden Steilhang hinauf. Dieser Riss kreuzt den Magdeburger Weg an einer Stelle, wo drei längliche , kleine Granitblöcke als Brückchen auf dem Weg liegen. Steigt man an diesem Wasserriss etwa 40-50m auf und verlässt ihn, nach halbrechts aufwärtsfortschreitend, so passiert man nach etwa 25m einen auffälligen, übermannshohen Granitblock und erreicht nach weiteren 25m in der letztgenannten Richtung einen etwa 1m hohen Granitblock, der in seiner äußeren Form große Ähnlichkeit mit dem Mönchsstein FISCHERs aufweist. Auf der rechten Seite findet sich undeutliches Linienwerk, und mit einiger Phantasie könnte man glauben, auf der linken Seite das Jupiterzeichen zu erkennen doch liegt die in FISCHERs Zeichnung vorhandene Deutlichkeit nicht vor. Auch fehlt der in der Zeichnung vorgelagerte, ziemlich große und flache Block, und die Hangneigung oberhalb des Steines ist nicht so groß wie bei FISCHER angegeben.
Die weitere Nachsuche verlief bisher ergebnislos. << (Laub 1961; 208,209)

Heute darf dieser Bereich nicht mehr betreten werden, da er in der Zone 1 des Nationalparks Harz liegt und folglich Wegegebot herrscht.
Folgt man dem Magdeburger Weg auf der Suche nach den drei länglichen Granitsteinen, so glaubt man diese unterhalb des Weges an der beschriebenen Wasserrinne zu finden. Das kleine Brückchen allerdings ist nicht mehr vorhanden.
Eine Nachsuche vor der Einrichtung des Nationalparks hat an der von FISCHER beschriebenen Stelle auch zu keinem Erfolg geführt, jedenfalls ist mir keiner bekannt.

Ein Granitarrangement, wie von FISCHER beschreiben, findet sich jedoch in der Rinne direkt oberhalb des "Gustav-Krone-Blicks". Hat FISCHER sich hier vielleicht geirrt als es den Standort des Steines 1925 in seine Karte übertrug? Die Steine befinden auf der gleichen Höhe wie sie FISCHER angegeben hat, jedoch weiter westlich davon. Der von FISCHER gezeichnete Stein scheint hangabwärts gefallen zu sein und könnte auf der Mönchszeichnung liegen. Die Umrisse des Steines sprechen jedenfalls dafür.
Denkt man sich den umgefallenen Stein auf dem Foto aufgerichtet, so ergibt sich eine verblüffende Ähnlichkeit mit FISCHERs Zeichnung. Der Stein jedoch ist so groß und schwer dass ein einzelner ihn nicht aufzurichten vermag.







Nabetal:
Eine weitere Spur der Venediger findet sich im Nabetal unterhalb des Nabetaler Wasserfalls. Diese ist jedoch überaus schwer zugänglich, liegt heute auch in der Zone 1 des Nationalparks verborgen und darf folglich nicht aufgesucht werden.
Gerhard Laud fand >> im Mai 1961 an der Nabetalsmündung unterhalb des Wasserfalles Kulm-Gesteinsbruchstücke im Bachgeröll, die stellenweise mit Manganoxidkrusten bedeckt waren.<< Laub 1961; S. 208)
Dieses Manganoxid gehörte zum bevorzugten "Beuteschema" der Venediger, da man dieses Mangan zum entfärben des Glases benötigte.
LAUB schreibt weiter: >> Außerdem befindet sich in der östlichen Felswand (Kulm-Wechsellagerung) des klammartig engen, steilen Wasserrisses unterhalb des Nabetaler Wasserfalls (Distrikt 260) ein 5-6m in den Fels vorgetriebener Stollen. Dieser folgt wie an der Ortsbrust leicht zu erkennen ist, einem schmalen, steil einfallenden Quarzgange, bei dem Erzführung mit dem bloßem Auge nicht feststellbar ist. Seiner Anlage nach könnte dieser Stollen einige hundert Jahre alt sein.<< (Laub 1961; S. 208)
Vielleicht haben die Venediger an dieser Stelle den Quarz abgebaut um ihn als Edelstein-Imitat zu veräußern. Dies war damals eine gute Einnahmequelle.
Pake, Robert 2015

Quellen:

Laub, Gerhard (1969): Fundstellen der Venediger im Oberharz, aus: "Der Aufschluss 20", Heft (7/8): Seite 194-214; Stadtarchiv Goslar.

Kunzmann,Wolfgang R. (2013): Höhlengruppe Nord e.V. Internetseite, Stand: 17.07.2015. http://www.hgnord.de/artikel/venediger.html

Robert Pake 2015