Nabentaler Graben

Der Nabentaler Graben, entstanden 1732 vor dem Dammgraben, führte in der ersten Nutzungsphase als "Englisch-Croner Graben" der unterhalb des heutigen "Förster Ludewig Platz" gelegenen "Englischen Krone" oder auch "Engelskrone" genannten Grube sein Wasser zu.
Spätestens im Jahr 1786 mussten die Altenauer das Aufschlagwasser welches im Nabentaler Graben herangeführt worden ist, zugunsten das Clausthaler Bergbaues abgeben. (Stelzner 1786)
Der "Englischen Crone" wurde vermutlich auch Wasser aus dem Schneidwasser zugeführt. Jedenfalls sprechen Spuren an der östlichen Uferböschung auf Höhe der Fassung des Schneidwassers in den Dammgraben dafür. Dieser Graben ist wohl beim Bau des Dammgrabens überprägt worden.

Der Nabentaler Graben nimmt in einem eindrucksvollem Einlaufbauwerk die Wasser der Nabe und des oberhalb einmündenden Rothenbeeker Grabens (Clausthaler Flutgraben) vor dem Nabentaler Wasserfall auf. Auf einem kurzem Stück befestigt, führt es sein Wasser der Freiflut im Großen Spritzental zu.

Durch den Forstwegebau beeinträchtigt, ist diese Freiflut unterhalb des kreuzenden Forstweges mit kleinen Fichtenstämmen befestigt, um die Erosion des Grabens auf diesem Steilstück zu unterbinden.
Durch ein Absetzbecken seiner Sedimentflut befreit, gibt der Nabentaler Graben nach einem kurzem, steilen Lauf an der "Wiege des Dammgrabens" sein Wasser in den Dammgraben ab.


Die "Wilde Flut" der Nabe zwischen dem Ende des Rothenbeeker Grabens (Clausthaler Flutgraben) und der Fassung des Nabentaler Grabens im Oberlauf des Nabetals.

>> Der Name geht wahrscheinlich auf die Herstellung von Radnaben zurück; denn die sehr schwierigen Hangverhältnisse zwangen dazu, die hier geschlagenen Bäume an Ort und Stelle zu verarbeiten. Im Nabentale prägt sich großartig der Charakter der "Steilen Wand" aus. An ihr stürtzen die Wasser tief hinab und bilden dabei den Nabentaler Wasserfall. Die steilen Hänge, der tief eingeschnittene Bachlauf und dichter Fichtenbestand lassen den Wasserfall selten zu Gesicht kommen, aber ein Brausen ist weithin hörbar. So recht austoben kann sich der Wasserfall aber nicht, denn sein Lauf wird gehemmt von dem quer dazu ansetzenden"Nabentaler Graben" der das Wasser dem Dammgraben zuführt.<<

Quelle: Haase, Hugo (1961): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 1.Auflage: Clausthal-Zellerfeld, S. 18-19.

Das Einlaufbauwerk des Nabentaler Grabens, der nach links abzweigt.
Über das Bauwerk führt heute der Harzer Hexenstieg über den Magdeburger Weg zum Torfhaus.
Das Wasser schießt geradeaus zu auf den Nabetaler Wasserfall, der von hier nicht zu sehen ist.
Will man diesen besuchen, folgt man dem Graben bis der Weg vom Graben abbiegt und steigt nach ca. 50m nach rechts über den Grabenbedienweg zum eisernen Gefluder des Blochschleifegrabens in eine der wildesten Ecken des Harzes.

Ein paar Meter begleitet der Wanderweg den hier niveaugleichen Graben. Kurz nachdem der Wanderweg nach rechts an Höhe verliert, fließt das Wasser in die nächste Freiflut im "Großen Spritzental."

Die Freiflut im Großen Spritzental oberhalb des Forstweges.

Das hölzerne Gerenne der Fassung eines Zuflusses am Beginn der Schnellaufstrecke bei Grabenmeter 252, hinunter zum Dammgraben. Diese hölzernen Fassungen sind heute mangels Wartung leider vom Verfall bedroht.

Die Fassung der Nabe liegt um einiges höher wie der unterhalb des Nabentaler Wasserfalls verlaufende Blochschleifegraben. Bedingt durch die schwierige Geländesituation war man gezwungen die Nabe oberhalb zu fassen.
Der Blochschleifegraben kreutzt die Nabe in dem erwähnten eisernen Gefluder, die Nabe schießt darunter hindurch.

Quelle linkes Bild:
Welke, Peter (2012): Forschungen zur Deutschen Landeskunde, Band 260. Leipzig, Anhang: Inventarisierung Nabentaler Graben.

Die Schnellaufstrecke des NabentalerGrabens zur Vernichtung des Gefälles, hier mit einem Fichtenrundholzausbau zum Erosionsschutz des Grabens.
Diese Bauweise findet man in Schnellaufstrecken auch an anderen Gräben wieder.

Ein Drecksumpf zur Sammlung des Geschiebes das der Graben transportiert.

Dieser Drecksumpf ist hier gebaut, damit das Geschiebe nicht den unterhalb liegenden Dammgraben verstopft. In dem Beruhigungsbecken setzen sich die vom Wasser mitgeführten Steinchen und Steine ab. Die Drecksümpfe müssen regelmäßig wieder geräumt werden damit die Funktion erhalten bleibt.

Unterhalb sieht man die "Wiege des Dammgrabens" durchschimmern, den Zusammenfluss von Nabentaler Graben und Blochschleifegraben.

Die "Wiege des Dammgrabens", von rechts kommt das Wasser des Blochschleifegrabens aus dem Kellwasser II Wasserlauf, nach links geht der Dammgraben Richtung Clausthal.
Gegenüber sieht man einen Fehlschlag mit dem Wasser, dass der Graben nicht zu fassen vermag, ins Große Spritzental abgeleitet, "fehlgeschlagen" werden kann.
Dies ist zwingend erforderlich damit in Flutzeiten die Grabenbrust nich überspült wird und der Graben Schaden nimmt.

In früheren Zeiten war dies bei Wind und Wetter die Arbeit des Grabenwärters, der für diesen Abschnitt seinen Wohnort im "Grabenhaus Rose" hatte.
Heute ist auch dieser Fehlschlag durch vernagelte oder verschraubte Schützenbretter auf einem niedrigen Wasserstandsniveau fest eingestellt.

Die Wiege des Dammgrabens zur lezten Betriebszeit durch die Preusag bis 1980, oder auch länger.
Das Wasser wird über eine hölzerne Rutsche mit einem verstellbaren Schlitz geführt.
Durch den Schlitz konnte die Wassermenge, die dem Dammgraben zugeführt wird, exakt eingestellt werden.
Das Wasser, dass der Dammgraben in Flutzeiten nicht fassen kann, wird über die Rutsche und den nicht im Bild befindlichen Fehlschlag nach rechts in das Große Spritzental abgeführt.
Die Rutsche ist trotz Unterschutzstellung der Anlagen zum Kulturdenkmal "Oberharzer Wasserregal" 1979 heute leider verschwunden.

Quelle: Nietzel Hans-H. (1983) Die alte Oberharzer Wasserwirtschaft. Herzberg, Seite 13.

Detailansicht der Rutsche.

Quelle Bild: Nietzel (2003): Georg Andreas Steltzer, von Wasserleitungen und Teichbau und dem Hutthaler Widerwaagesystem. Clausthal-Zellerfeld, Seite 45.

Das heutige Welterbe:
Auf dem unteren rechten Bildrand ist der Rothenbeeker Graben (Clausthaler Flutgraben), der das Wasser von der östlichen flanke des Bruchberges zuführt, zu sehen.
Von Osten kommt der Blochschleifegraben mit den Wassern des Abbe.- und des Flörichshaier-Grabens.
In Bildmitte der kurze Nabentaler Graben.
Nach Westen, in Richtung Clausthal, fließen die in der Wiege des Dammgrabens vereinigten Wasser des Blochschleife- und des Nabentaler Grabens über den Dammgraben ab.

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft u. Kultur, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege (2007): Antrag zur Eintragung der Oberharzer Wasserwirtschaft in die UNESCO-Welterbeliste, Erweiterung der UNESCO-Welterbestätte Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar.Hannover/Braunschweig, Ausschnitt aus Anhang IV-14.


Wanderungen zum Nabentaler Graben:

Tour 6c: Wo der Harz am wildesten ist: Blochschleife- u. Nabentaler Graben.

Wolfswarte, Dammgrabensystem, Bergwiesen, Klippenpfade Faszination Nationalpark Harz pur!

Über die Wolfswarte zum Welterbe Dammgraben: https://www.komoot.de/tour/4443827

Harzer Hexenstieg: http://www.hexenstieg.de/etappe2.html

Der Nabetaler Wasserfall: http://www.harzburger-wanderseite.de

Der Nabentaler Graben im Internet:

Frühzeitliches Kraftwerk soll wieder Energie liefern: https://www.uni-bonn.de

Archäologie Online: 500Jahre altes Kraftwerk soll ans Stromnetz gehen: http://archaeologie-online.de

Der Magdeburger Weg: https://www.youtube.com/watch?v=OQ-Eu74aG-I


Harzer Hexenstieg: https://de.wikipedia.org/wiki/Harzer_Hexenstieg


Quellen:

Lisowsky, Gerhard (1968) Wanderungen am Dammgraben. Clausthal-Zellerfeld, S. 24-27.

Haase, Hugo (1961) Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz. 1. Auflage 1961: Clausthal-Zellerfeld, S. 20.

Welke, Peter (2012): Das 500 Jahre alte Wasserwirtschaftssystem im Oberharz als prägendes Element der Kulturlandschaft und sein Potential in Zeiten der Energiewende. aus: Forschungen zur Deutschen Landeskunde Band 260: Leipzig.

Nietzel Hans-H. (1983) Die alte Oberharzer Wasserwirtschaft. Herzberg.

Nietzel (2003): Georg Andreas Steltzer, von Wasserleitungen und Teichbau und dem Hutthaler Widerwaagesystem. Clausthal-Zellerfeld.

Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft u. Kultur, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege (2007): Antrag zur Eintragung der Oberharzer Wasserwirtschaft in die UNESCO-Welterbeliste, Erweiterung der UNESCO-Welterbestätte Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar.Hannover/Braunschweig, Ausschnitt aus Anhang IV-14. (pdf, 184MB!!)