Morgenbrodtstaler Graben

Im Jahr 1709 erschlossen die Clausthaler Bergleute vielversprechende Erzmittel in der Grube Dorothea und im Jahr 1713 in der Grube Caroline. Schnell wurde klar das diese nur mit zusätzlichem Aufschlagwasser erschlossen werden können. Beide Gruben gehörten zu den am höchsten gelegenen und konnten nur mit Aufschlagwasser aus dem 1. und zweiten Fall der Pfauenteichkaskade (Hirschler Teich) bedient werden.
Bereits im Jahr 1673 versuchte man die Wasser des Acker/Bruchberg-Höhenzuges zu erschließen. Dieser Versuch endete damals an der Geländemulde des Sperberhais.
Der Lange Graben, der damals aufgefahren wurde, verlor seine Richtung. Eine Fortführung des Grabens an die Wasser des Acker/Bruchberges war mit dem Stand der damaligen Technik nicht möglich.

Mit dem Wissen um neue große Erzmittel in den Gruben Dorothea und Caroline wurde der Plan, den Sperberhai mit einem Bauwerk zu queren 1715-17 erneut ernsthaft diskutiert.
Neben der Projektierung zurr Querung des Sperberhaies wurde zeitgleich 1715-18 der Morgenbrodtstaler Graben aufgefahren.
Die Clausthaler Bergleute wollten seinerzeit das Wasser des Morgenbrodtaler Grabens dem Langen Graben zuführen der an der Flanke der Clausthaler Hochfläche, über dem Niveau des heutigen Dammgraben, verlief.
Dazu ist es aber nie gekommen. Der Sperberhaier Damm wurde erst 1732-34 auf einem 16m niedrigeren Niveau errichtet, so das die Wasser des Morgenbrodtaler Grabens heute in einer Schnellaufstrecke zum Dammgraben hinuterschießen.

Auf einem Höhenprofil von einem Projekt von Dr. Peter Welke der Universität Bonn zur Wiedernutzung der Oberharzer Wasserwirtschaft zur Energieerzeugung, ist der Höhenunterschied des Morgenbrodtstaler Grabens zum Dammgraben hin gut zu sehen.

Der Morgenbrodtaler Graben und noch neue Sperberhaier Damm um 1743 auf der Karte von S.G. Rausch.

Das Wehr am Beginn des Grabens im Kleinen Morgenbrodtstal.

Der Name "Morgenbrodt" hat nichts mit dem Frühstück zu tun. Es ist eine Verballhornung von "Marjenbroders", den Marienbrüdern, auch Venediger oder Walen genannt.
Seit dem 14. Jahrhundert sind ihre bergbaulichen Suchorte in sogenanten Walenbüchern vermerkt. Auch in der Umgebung des Grabens finden sich mehrere Suchorte. (Haase, Lampe, 1985, S. 32)

>>So sollen im Morgenbrodtstale zwei in Steine gehauene Mönche stehen, von denen "der letzte mit seiner Keilhauen der Spitzen hart am den wasser auff ein Loch an einer Saalweiden weißet, daß ist versetzt mit Steinen, darunter sind Körner, die sich breit schlagen lassen. Schließlich soll weiter oberhalb "in dem kahlem Walde ein Stein mit eingehauener Picke oder Keilhaue stehen, dabei ein mit Moos bedeckter Stein, "darunter sint körner gilt 1Pf:12Th.<< (Laub, 1961, S. 208)

Das versandete Einlaufbauwerk zum Graben im Jahr 2013, im Hochsommer, bei geringem Wasserstand.

Bei Grabenmeter 73 befindet sich eine sorgfältig ausgemauerte Forstbrücke.
Seit der Einrichtung des Nationalpark Harz ist diese überflüssig geworden. Die Grabentrasse vom Kleinem Morgenbrodtstal bis hinüber zum "Großen Wehr" an der Söse befinden sich heute im Nationalpark.
Der zugehörige Forstweg wurde nach 1994 eingezogen.

Das "Große Wehr" fasst die Hauptzuflüsse des Grabens; den Großen Morgenbrodtsbach und die Söse.


Eine der Stellen die bei Regen von den Grabenwärtern der Harzwasserwerke auch heute noch ständige Aufmerksamkeit erfordern.
>>Es gehörte schon eine ordentliche Portion Erfahrung dazu, bei Regen beurteilen zu können welche Fehlschläge zuerst aufgesucht werden müssen. Je nach Steilheit des Geländes, Untergrundbeschaffenheit und Bewuchs reagierten die Bäche und Gräben unterschiedlich. Die Fehlschläge "Große Oker" und "Große Söse" sind auch heute noch Bauwerke, die bei Starkregen zügig angefahren werden müssen<< (Teicke, 2016, S. 43/44)

Der Graben ist in schwierigem Gelände gebaut worden. Immer wieder trifft man auf vorspringende Felsrippen oder Felsvorsprünge wie hier oberhalb des Großen Ifentals. Um die Dichtigkeit des Grabens zu Gewährleisten wurden nur die oberen Teile der Rippen und Nasen weggesprengt, der eigentliche Graben musste dann in Schlägel und Eisenarbeit herausgehauen werden, da beim Sprengen Risse entstehen.

Der Fehlschlag 12 im Großen Ifental.
Diese hölzernen Fehlschläge müssen ca. alle 20 Jahre ersetzt werden. Das Bild zeigt den Fehlschlag von 2008. Unterhalb im Wald liegt das verrottende Vorgängerbauwerk aus dem Jahr 1985.

Die Karte von Quensel aus dem Jahr 1800 zeigt unterhalb des Fehlschlages die Grube Wallis im Großen Ifental.
Gut erkennbar die Kunst- oder Kehrradstube zur Förderung oder Wasserhaltung der Grube.

(Welke, 2005, S. LXXXVII)

>>An dieser Stelle ist ein ehemals früherer Zufluss mit gegenüberliegendem Fehlschlag entgegen der ursprünglichen Zweckbestimmumg in einem Holzgerenne über den Graben hinweggeführt. Der Zufluss schlägt so zu 100% fehl, eine Speisung des Grabens ist nicht mehr möglich. Das Gerenne trägt die Aufschrift "HWW 2000 IJGD" (optische Inszenierung eines Bachgefluders an unhistorischer Stelle).<< (Welke,2005, S.LXXVII)

Die Tafel 14/6 des WasserWanderweges Morgenbrodtstaler Graben beschreibt diese Stelle folgendermaßen:

"Ein hölzernes Gefluder ist hier als Sonderform einer Wasserfassung, verbunden mit einem Fehlschlag ausgeführt worden, weil bei starken Niederschlägen in diesem steilen Bächlein viel Sand und Geröll mitgerissen wurde. Dadurch wäre der Graben sehr schnell blockiert worden. Das Gefluder leitet in Zeiten starken Zuflusses das Wasser zusammen mit den Feststoffen und unter dem seitlichen Bedienweg hindurch talwärts.
In Zeiten geringeren Durchflusses, d.h. in der ganz überwiegenden Zeit des Jahres, konnten Bretter in vorgesehenen Nuten (etwa in der Linie der talseitigen Trockenmauerwerksausmauerung des Grabens liegend) eingesetzt werden.
Das in diesen Zeiten feststoffreiche Wasser konnte durch einen Spalt in der Gefluderwand in den Graben fließen.
Wichtig waren Wassereinleitungen gerade in Trockenzeiten."

Der Beschreibung auf dem Schild nach muss es sich einmal um eine Anlage wie noch von H.H. Nietzel an der
Wiege des Dammgrabens fotografiert, gehandelt haben. Heute fehlt an diesem Gefluder aber die Nuten, die Bretter und der Schlitz um das Wasser dem Graben zuzuführen.

Die Umfahrung der Siebenwochenklippe. Heute ein schöner Aussichtspunkt.

Der Morgenbrodtstaler Graben mit seinen Fehlschlägen im Jahr 1964.

Am Ifenkopf trifft man wieder auf die Namensgeber des Grabens, die Venediger.
Die Manganerzvorkommen des Ifenkopfes sind durch einen Schacht und einen im Mundlochbereich heute verbrochenen Stollen erschlossen worden.
Ein ähnliches Vorkommen findes sich im nahen Wolfstal wenig südwestlich der sogenannten Brandkappe. (Laub, 1966; S 206)

Am Fehlschlag Nr. 14 kann das Wasser aus dem Wassereinzugsgebiet der Söse noch einmal fehlgeschlagen werden bevor es hinüberfließt über die Wasserscheide Söse/Oker.
Am dazugehörenden Messpegel erfassen die Harzwasserwerke die jeweiligen Wassermengen des Grabens die hinüberfließen in das Wassereinzugsgebiet der Okertalsperre.
Von dort wird das Wasser über den Oker/Granestollen hinübergeleitet in die Granetalsperre. Hier befindet sich das größte niedersächsische Wasserwerk, dass das Trinkwasser über das Verbundsystem der Harzwasserwerke bis nach Bremen leitet.

Der Graben verläuft auf der Wasserscheide zwischen Söse und Oker in einer tiefen, mit Trockenmauerwerk ausgekleideten Rösche, bevor es in der Schnellaufstrecke zum Dammgraben hinabstürzt.

Die Schnellaufstrecke des Grabens befindet sich auf der anderen Straßenseite der B242 im hohen Gras und wird von den meisten Wanderrn gar nicht wahrgenommen.

>>Der Absturz des Wassers in diesem Graben gegen den Dammgraben war ursprünglich offenbar nicht vorgesehen. Als man im Jahr 1715 mit dem Morgenbrodtstaler Graben begann, glaubte man noch den Dammgraben mittels Druckrohren über die Talung führen zu können. Mit der größeren Höhe könnte man sich Vorteile für die spätere Laufbahn und die Verteilung deser Wasser auf die höheren Speicherbecken errechnet haben. Der in den Jahren 1732/34 dann ausgeführte Bau, der das Wasser mittels des nur 16m hohen Dammes über die Wasserscheide leitet, ließ jedoch den Morgenbrodtstaler Graben über dem gewählten Niveau liegen.<<(Haase; 1985; S. 32)

Die Einleitung des von rechts kommenden Morgenbrodtstaler Grabens in den Dammgraben direkt vor dem "Großen Kolk", dem Fehlschlag und Sicherungsbauwerks für den Sperberhaier Damm.
Oberhalb ist die Straße nach Altenau zu erkennen. Der Graben ist zum Schutz vor Schnee im Straßenbereich mit Hölzern abgedeckt.

Tour 14: Wanderung am Morgenbrodtsthaler Graben. Start: Sperberhaier Dammhaus bei Altenau
Weglänge: 6,6 km
Zeitaufwand:1:35 Std
Höhenunterschied: 170m Aufstieg; 170m Abstieg

Link: WasserWanderWeg Morgenbrodtsthaler Graben auf outdooractive.

Venedigerspuren im Oberharz

Venedigerspuren im Oberharz

Quelle: Laub, Gerhard (1961): Spuren der Venediger im Oberharz.

Venedigerspuren im Wolfstal
auf Outdooractive

Start/Ziel: Sperberhaier Dammhaus bei Altenau.
Weglänge: 14,4 km
Zeitaufwand: 4:25 Std
Höhenunterschied: 386m Aufstieg; 386m Abstieg

Quellen:

Haase, Hugo; Lampe Wolfgang (1985): Kunstbauten alter Wasserwirtschaft im Oberharz, 5.Auflage: Clausthal-Zellerfeld.

Laub, Gerhard (1961): Fundstellen der Venediger im Oberharz, aus: "Der Aufschluss", Heft 7/8 1969, Stadtarchiv Goslar.

Teicke, Justus (2016): Der Grabenwärter-Ein Traditionsberuf wird fortgeführt, Unser Harz. Nr. 3/2016. Clausthal-Zellerfeld.

Welke, Peter (2012): Forschungen zur Deutschen Landeskunde, Band 260. Leipzig.

Welke, Peter (2012): Forschungen zur Deutschen Landeskunde, Band 260. Leipzig, Anhang: Inventarisierung Morgenbrodtstaler Graben.

Übersichtsplan der Betriebsanlagen der letzten Nutzungsphase der Oberharzer Wasserwirtschaft durch die Preussag AG
Quelle: NLA HSTA BaCl Nds. 540 Acc. 2 Nr. 776.

Universal Charta von der Clausthalischen-Altenauer Teich-Graben-Kunst.
S.G. Rausch_1743.
Quelle: HSTAH BaCl Rissarchiv Nr. 1896-2.

Situations Carte von denen im Clausthalischen Bergamts Revier befindlichen Teichen, Wasserleitungen und Wasserfällen. Joh. Andr. Fr. Quensell
Quelle: HSTAH BaCl Rissarchiv Nr. 2221

Gesamt "Uebersichtskarte von der Wasserwirthschaft des nordwestl. Oberharzes".
Oberbergamtsmarkscheider Sandkuhl, 172 MB!!
Quelle: Wegener Frank, 2015 nach Sandkuhl HSTAH BaCl Rissarchiv Nr. 997.