>> Selten nur dringt ein Mensch bis an diese letzten Ausläufer der Sammelanlagen vor. Sie sind nicht leicht zugänglich. Im unwegsamen, sumpfigen Urwalde voller Bracken - abgebrochenen, vom Schneedruck geknickten Fichtenstämmen - tastet man sich an einem Wasserlauf vorwärts. Bis zum Rand des Brockenfeldes oder auf dasselbe hinaus leitet der Bach den mit Gummistiefeln ausgerüsteten Wanderer. Dort im Angesicht des Brockens, das braune Moor von Sonnentaupflänzchen und Zwegbirken belebt, nagt die Abbe tiefe Furchen in die Torfdecke. Oft entstehen sie aus unterirdisch gebildeten Gerinnen,über denen die Decke einbricht.<< (Haase 1961; S. 15)
Heute ist die Situation wieder ähnlich. Den Ursprung der Abbe kann man nur mit Glück mit einer Exkursion des Nationalparks Harz besuchen. Er liegt in der Kernzone desselben und darf nicht mehr beteten werden. Vielleicht ist dies auch gut so. Heute laufen an einem sonnigen Wochende viele Besucher entlang des Grabens, auf dem Goetheweg, in Richtung Brocken.
Will man den Graben heute besuchen, sollte man einen Zeitpunkt abpassen an dem der Großparkplatz am Torfhaus noch leer ist. Dann bietet der Weg entlang des Abbegrabens, mit seinem schönen Blick auf das Torfhausmoor, ein Sattelmoor von europäischen Rang, ein wundervolles Naturerlebnis.
>>Unweit der Kreuzung des alten Kaiserweges mit dem Goetheweg, wo der Waldboden wieder standfester ist befindet sich in 805m Höhe die Ableitungsstelle. Hier wenden sich die Wasser der Abbe nicht meht ihrem natürlichem Vorfluter, der Ecker, zu, sondern gehen im Abbegraben nach Westen in Richtung Torfhaus.<< (Haase 1961; S. 15)
Im Bild der renovierte Fehlschlag Nr. 1 von 2013, der das Wasser aus der Abbe ableitet.
>>Unterhalb der Grabenbrust verläuft der Goetheweg. Goethe selbst hat den Graben nicht gekannt; seine berühmte "Harzreise im Winter" fand 50 Jahre früher, im Dezember 1777 statt.<< (Haase 1961; S. 15/16) Der Graben entstand erst im Jahr 1826/27 als eines der letzten Projekte der "Fernwasserleitung" Dammgraben. Er stellt den östlichsten Abschnitt der Oberharzer Wasserwirtschaft dar.
Fehlschlag Nr. 2.
Dieser Fehlschlag ist ein Betonbau neueren Datums. Vielleicht eines der letzten Bauwerke die in der Zeit der Preussag entstanden sind. Vielleicht aber auch erst unter der Landesforst oder der Betreuung der Harzwasserwerke nach Unterschutzstellung des Abbegrabens zum Kulturdenkmal entstanden.
Die Bestandszeichnung von 1964 in den Bewilligungsanträgen der Preussag nach §36 Abs. 2 NWG, nach denen die Anlagen des Oberharzer Wasserregals seinerzeit komplett beschreiben und neu beantragt werden mussten. Der Fehlschlag hatte seinerzeit noch ein verstellbares Spindelschütz. Quelle: Bewilligungsanträge §36 Abs. 2 NWG Hann184_Acc7_Nr2231 Anlage 6.
Fehlschlag Nr. 3.
Der Fehlschlag in Bildmitte stammt aus dem Jahr 1988. Er ist mit herausnehmbaren Schützenbrettern ausgestattet, falls eine Reparatur an einem nachkomenden Grabenabschnitt ansteht, kann hier das auf der Grabenstrecken aufgefangene Wasser "fehlgeschlagen", abgeleitet, werden. Der hintere Fehlschlag ist, obwohl jünger, von 1994, noch mit einem Spindelschütz versehen. Hier kann die Durchflussmenge für den folgenden Grabenabschnitt eingestellt werden.
Typischer "Preussagverzug" aus den letzten Betriebszeit der Wasserwirtschaft durch die Preussag AG. Um Kosten zu sparen ging man in den lezten Jahren des Wasserregals dazu über statt teurem Trockenmauerwerk billigen Holzverzug hinter Eisenträgen einzubauen. Diese Bauweise findet man noch an vielen Gräben. Als Träger wurde alles mögliche verwendet. Alte Grubenschienen ebenso wie T-Träger, abgenutzte alte Streben aus Betriebsanlagen oder Altmetall aus untertägigen Grubenbauen. Der Holzverzug muss alle paar Jahre erneuert werden.Hier findet man Fichtenstämmme mit kleinem Durchmesser, das wohl in früheren Zeiten favorisierte Material, ebenso wie Vierkanthölzer.
Die ehemalige Wasserentnahmestelle am Torfhaus. 1963 noch wurde hier Trinkwasser für die Siedlung Torfhaus entnommen.
Der Abbegraben hatt, soweit die natürlichen Zuflüsse ausreichen, eine beantrage Transport/ Sammelleistung von 160L/s.
Quelle: Bewilligungsanträge der Preussag AG nach 36 Abs. 2 NWG (1964): NLA HSTA BaCl Nds. 540 Acc.2 Nr776.
Die Welterbestätte Abbegraben, rot eingezeichnet die 65m Schutzzone um das Denkmal. Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft u. Kultur, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege (2007): Antrag zur Eintragung der Oberharzer Wasserwirtschaft in die UNESCO-Welterbeliste, Erweiterung der UNESCO-Welterbestätte Erzbergwerk Rammelsberg und Altstadt von Goslar.Hannover/Braunschweig, Ausschnitt aus Anhang IV-15.